Stolpersteine – eine problematische Form des Opfergedenkens

Gunter Demnigs Stolpersteine haben in den vergangenen Jahren einen regelrechten Begeisterungstaumel bei Befürwortern der Gedenkform ausgelöst. Die Art und Weise, wie das Projekt durch Demnig selbst und durch Geschichtsvereine und Privatpersonen möglichst öffentlichkeitswirksam vermarktet wird, kann als Ausdruck jener brachialen Gedenk- und Erinnerungskultur angesehen werden, die in gewisser Weise typisch für die BRD ist. Die Erfolgsmarke Stolpersteine und deren Befürworter zeigen sich resistent gegenüber öffentlich geäußerter Kritik. Dabei  haben vor allem Akteure der Gedenkarbeit und VertreterInnen von Verfolgtengruppen eine distanzierte und ambivalente Haltung zu den Stolpersteinen.

Dem Projekt von Gunter Demnig wird unter anderem vorgeworfen, dass mit den Stolpersteinen die Opfer des Holocaust erneut mit Füßen getreten würden. Außerdem würden sie eine einseitige Form des Opfergedenkens darstellen, die die Täterschaft ausklammere und so ein Verstehen von Geschichte nicht ermögliche. VertreterInnen der Verfolgtengruppen kritisieren auch den Umgang mit Angehörigen der Opfer durch Gunter Demnig und die Beteiligten an den Stolpersteininitiativen. So habe es bereits Fälle gegeben, zu denen die Angehörigen der Opfer nicht recherchiert oder nicht um Erlaubnis gefragt wurden, ob die Verlegung eines Stolpersteins erwünscht ist.

Radio Corax sprach mit verschiedenen VertreterInnen der Gedenk-und Erinnerungskultur über ihre ambivalente Haltung zu den Stolpersteinen. Der Künstler Gunter Demnig bezieht in der Sendung Stellung zur geäußerten Kritik an seinem Projekt.

 

Hören sie hier die Sendung „Stolpersteine – eine ambivalente Gedenkform“ von Radio Corax

In der Sendung kommen zu Wort: der stellvertretende Vorsitzende des Zentralrats Deutscher Sinti und Roma Silvio Peritore, die Leiterin der Gedenkstätte Alte Synagoge Wuppteral Ulrike Schrader, die Leiterin der Moses-Mendelssohn-Akademie Halberstadt Jutta Dick, der Voristzende der Initiative „Stolpersteine für München“ Terry Schwartzberg,  Bernd Schöller von der KZ-Gedenkstätte Neuengamme, sowie der Künstler Gunter Demnig.

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