Beim Grübeln über den Umgang mit der deutschen Geschichte, insbesondere der NS-Geschichte, landet man schnell bei den allgemeinen Auffassungen der Erinnerung und des Gedenkens. Erinnerung schreibt uns schon im Begriff die emotionale Komponente mit vor. Gedenken hingegen wird im öffentlichen Bewusstsein als Staatsangelenheit wahrgenommen. Die Begriffe und ihre Auslegung dienen der eigenen deutschen Identitätsstiftung.
Unter den verschiedenen Formen, die Gedenken und Erinnern in der Bundesrepublik annimmt, dominieren die Denkmäler. Der Historiker Wolfgang Wippermann vertritt die These, dass Denkmäler nicht dazu geeignet seien Verbrechen wie die der Nationalsozialisten angemessen zu dokumentieren. Denkmäler hätten sich laut Wippermann selbst überholt und sollten einer angemesseneren Form des Gedenkens weichen. Zum Beispiel den Gedenkstätten. An den historischen und authentischen Orten der Gedenkstätten wird Geschichte erfahrbar gemacht und didaktisch begleitend vermittelt. Doch seit einigen Jahren sehen sich die Gedenkstätten mit der Herausforderung des Wegfalls der Zeitzeugengeneration konfrontiert. Die Gedenk- und Erinnerungskultur muss sich auf das Ableben der Zeitzeugen als authentische Quelle des Nationalsozialismus einstellen und neue Konzepte entwickeln, wie die Erinnerung weiterhin wach gehalten werden kann.
Die folgende Sendung widmet sich der Gedenk- und Erinnerungskultur der BRD in der Gestalt von Denkmälern und Gedenkstätten. Akteure der aktiven Gedenkarbeit diskutieren über die Begrifflichkeiten Erinnern und Gedenken. Außerdem stellen Sie Konzepte vor, wie dem Ableben der Zeitzeugengeneration in der Quellenforschung begegnet werden kann.
Hören Sie hier die Sendung „Hinterfragung der Deutschen Erinnerungskultur“ von Radio Corax.
In der Sendung kommen zu Wort: der Historiker Wolfgang Wippermann, der Leiter der KZ-Gedenkstätte Mittelbau-Dora Dr. Jens-Christian Wagner, die Leiterin der Gedenkstätte Alte Synagoge Wuppteral Ulrike Schrader, die Leiterin der Moses-Mendelssohn-Akademie Halberstadt Jutta Dick, die Historikerin Irmtrud Wojak, Bernd Schöller von der KZ-Gedenkstätte Neuengamme, der Germanist Steffen Hendel, sowie der Künstler Gunter Demnig.