Sechs Millionen ermordete Juden und Jüdinnen – Berta war eine von ihnen. Ihr Name ist nicht vergessen – nicht in Weißenfels aber auch in Israel nicht. So erinnert sich ihr Neffe an den bestehenden Briefkontakt zwischen Berta, die mit den aus Polen stammenden Eltern 1938 deportiert worden war und ihren Brüdern, die nach England fliehen konnten.
Diese Briefe sind bis heute im Familienbesitz und für uns – als am Familienschicksal Interessierte, die eindrucksvollsten Quellen.
Im Dezember 1939 schrieb Berta an Georg und Josef: „Liebe Brüder! Wir sind alle gottseidank gesund, was wir ja auch von Euch hoffen. (…) Lieber Georg, denkst Du auch noch daran, was Du mir versprochen hast, das Du Dich um mich kümmern willst, oder habt Ihr beide an mich vergessen, was ich ja nicht annehmen will. (…)“
Im Frühjahr 1940: “ (…) Na, am Sonnabend hatte ja Eure Köchin den richtigen Geschmack von Georg getroffen, denn Kartoffelsalat mit Fisch isst er doch sein Leben gern. Trotzdem ich mir früher nicht so viel daraus gemacht habe, würde ich es doch jetzt gern einmal essen. Wie es mir scheint, habe ich doch schon den Geschmack vergessen (…) Lieber Georg, ich möchte es schon jetzt nicht unterlassen, Dir zu Deinem 20. Lebensjahre zu gratulieren. Vor allem wünsche ich Dir Gesundheit u. dass Du recht lange und glücklich lebst. (…) Möge unser Wunsch, bald mit Euch zusammen zu sein, nun endlich Wirklichkeit werden. Viele tausend Grühse u. Küsse von Eurer Berta“
Der Kontakt über das Rote Kreuz brach 1942 ab. Wie schwer muss es für die Brüder gewesen sein, dass alle Bemühungen der Rettung vergeblich waren. Sie sahen ihre Eltern und ihre Schwester nie wieder. 1942 war Berta, die wie ihre Brüder in Weißenfels geboren worden war, 19 Jahre alt.
David, Sophie und Berta Sternreich – drei Namen, die stellvertretend für sechs Millionen ermordete Menschen stehen.
Hörstolperstein für David, Sophie und Berta Sternreich
Recherche und Produktion: Katrin Schröder (Radio Corax) und Katharina Krüger (Historikerin, Filmschaffende)
Vielen Dank an alle Mitwirkenden: Anne-Kathrin Bohlend, Uta Bernecker und Enrico Kabisch vom Simon Rau-Zentrum e.V., Familie Sternreich, Götz Rubisch (Radio CORAX u. Sprecher des Briefes) und Stephanie Scholz (Koordinatorin des Projektes Hörstolpersteine bei Radio Corax).