Hörstolperstein Erinnerungsort Topf & Söhne – Die Ofenbauer von Auschwitz

STETS GERN FÜR SIE BESCHÄFTIGT!

Dieser Schriftzug fällt als erstes auf, wenn man das Gelände des Sorbenwegs 7 betritt. Zum Eingang führt ein Weg aus schwarzem Kies. In der dritten Etage angekommen, befinde ich mich unmittelbar in einem ehemaligen Zeichensaal. Rechts von mir steht eine historische Zeichenmaschine, Isis nannte sich das Modell. Isis – wie die altägyptische Göttin die jeden unter ihren Schutz nahm, der gutes für die Menschen tat. Welch bösartige Ironie, denn was ein Mann an diesem Arbeitsplatz konstruierte, war alles andere als gut oder brauchbar für die Menschheit. Im Gegenteil, es war ein Werkzeug für die industrielle Massenvernichtung zur Zeit des Nationalsozialismus. Hier am Fenster mit Ausblick zum Ettersberg, wo sich ehemals das Konzentrationslager Buchenwald erstreckte, wurden die Öfen für dieses Lager sowie für das Vernichtungslager in Auschwitz entworfen.

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Dr. Isaak Bacharach – Nürnberg

Als Mathematiker war er unter seinesgleichen weltweit anerkannt, als Hochschullehrer war er beliebt und angesehen. Dennoch wurde Dr. Isaak Bacharach im Alter von 87 Jahren Opfer des NS-Terrors und nach Theresienstadt deportiert. Die Historikerin und Politologin Susanne Rieger bewahrt die Geschichte des Wissenschaftlers Bacharach vor dem Vergessen.

Ein Beitrag von Tobias Lindemann (Radio Z)

Hörstolperstein Dr. Isaak Bacharach

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T4 – Der Fall Irma Sperling

   In der Familie Sperling wurde oft musiziert und gesungen. Auch Irma , das siebte von 12 Kindern der Arbeiterfamilie, war von der Musik sehr angetan. Sie saß als kleines Kind oft abends am Bett und klatschte im Takt mit. Doch Irma verbringt nur drei Jahre im Kreis der Familie. Ihre Mutter ist krank und Ihr Vater verliert als Mitglied der Arbeiterbewegung seine Anstellung bei der AOK. Irma die bisher in eine Tageskrippe besuchte wird in die „Alsterdorfer Anstalten“ verlegt Im August 1933 wird bei ihr „Schwachsinn“ diagnostiziert.

Hörstolperstein Irma Sperling

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Lebendige Erinnerung: 09. November – Gedenktag für die Opfer des Nationalsozialismus

Am 9. November wurde in Erfurt der Opfer der Reichspogromnacht im Jahr 1938 gedacht. Sie gilt als Beginn der Shoah, dem systematischen Völkermord an den Juden, der etwa 6 Millionen Opfer forderte.

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Max Cohn, Erfurt

Deutschland im Jahre 1943: Der Erfurter Max Cohn wird von seinen Kindern Rosemarie, Helmut und Alfred Cohn getrennt, denn er wird  in das Konzentrationslager Auschwitz deportiert. Viele jüdische Familien fürchten in dieser Zeit um ihr Leben, denn das nationalsozialistische Regime hat vor zehn Jahren in Deutschland die Macht übernommen. Jeder  fürchtet um seine Freiheit, was zu Zwietracht innerhalb der Bevölkerung führt. Denunzierungen sind an der Tagesordnung. Das hat auch Folgen für Familie Cohn. Als Vorwand für die Deportation nahmen die Machthaber die Beschuldigung, Max Cohn hätte Zigaretten gegen Nahrungsmittel getauscht. Aber eigentlich war es ihnen ein Dorn im Auge, dass Cohn jüdischer Herkunft und Mitglied der Sozialdemokratische Partei Deutschlands war.

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Naemi Rosenblüth, Erfurt

Mit Erlass der Nürnberger Rassengesetze 1935 und  den darauffolgenden Diskriminierungen durch die Behörden und große Teile der deutschen Bevölkerung kam es verstärkt zu Auswanderungswellen deutscher Juden in die umliegenden Länder. Mit Verschärfung ihrer Einwanderungsgesetze versuchten die Staaten die Flüchtlingsströme einzudämmen oder ganz zu unterbinden. Die polnische Gesetzgebung sah vor, allen Staatsbürgen, die länger als 5 Jahre im Ausland gelebt hatten, ihre Staatsbürgerschaft zu entziehen. Deutschland kam diesen neuen polnischen Gesetzen zuvor und veranlasste eine Abschiebung aller polnischen Juden, die zu dieser Zeit in Deutschland lebten.[i] Am 28. und 29. Oktober 1938 sind im Rahmen der reichsweiten „Polenaktion“ etwa 17.000 Juden polnischer Staatsangehörigkeit über Nacht aus dem Dritten Reich ausgewiesen worden – ein bisheriger Höhepunkt der Diskriminierungsmaßnahmen des NS-Regimes gegenüber den Juden.[ii] Die Ausweisung erfolgte gewaltsam und kam für die Betroffenen völlig überraschend. Die Polenaktion ist bisher kaum im geschichtlichen Bewusstsein Deutschlands verankert.

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Familie Dublon, Erfurt

„13. Mai 1939

Letzter Tag in Hamburg, um 1Uhr stehen wir bereit zur letzten Prüfung der Papiere, Revision von Handgepäck und Pässen, Devisen-Kontrolle, alles in den Räumen der HAPAG bestens organisiert, schnell und verbindlich vor sich gehend. Vor der Halle stehen schon die Autobusse bereit und es geht in halbstündiger Fahrt zum Hafen. Hier haben wir noch mal einen Eindruck von der Mächtigkeit der Hafenanlagen. Über den Laufsteg verlassen wir nun Europas und betreten die St. Louis, die uns 16 Tage beherbergen soll.

Aus dem Reisetagebuch von Erich Dublon“ 

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Seit 1993 wieder Deutscher Meister im Halbschwergewicht, Johan Ruckeli Trollman

Im Altwarmbüchener Moor gibt es eine Gedenkstätte für Sinti, die im Nationalsozialismus ermordet wurden.  Der Nachname Trollmann ist dort sechs Mal aufgeführt. Friederike und Wilhelm Trollmann hatten insgesamt neun Kinder. Eines von ihnen, Johann, hat es als Boxer zu großer Popularität gebracht. Er hatte fünf ältere und drei jüngere Geschwister.

Johann Trollmann als Norddeutscher Meister der Amateure beim Verein „Herus“/Hannover, 1928
by Hans Firzlaff, Source: www.sintiundroma.de

Johann Trollmann wird am 27.12.1907 in Wilsche bei Gifhorn geboren. Die Familie zieht später nach Hannover. Im Alter von 21 Jahren bestreitet er seinen ersten Profiboxkampf in Berlin. Der Kampf findet am 18.10.1929 statt. Trainiert wird er von dem jüdischen Boxer Erich Seelig. Trollmanns Boxstiel zeichnet sich durch Technik, Beweglichkeit und Schnelligkeit aus. Später wird sein Stil mit dem des US-amerikanischen Boxers Muhammed Ali verglichen werden. Sein großes Talent führt ihn an die Spitze des deutschen Boxsportes und gipfelt in einem Titelgewinn. Trollmann gewinnt am 9.Juni 1933 den Titel „Deutscher Meister im Halbschwergewicht“ gegen Adolf Witt. Allerdings ist der deutsche Boxverband zu diesem Zeitpunkt schon in nationalsozialistischem Braun gefärbt. Zunächst wird der Kampf als „nicht gewertet“ verbucht, da ein erfolgreicher Sinti-Boxer nicht in das NS-Bild einer so genannten „arischen Herrenrasse“ passt. Das Publikum aber hat an dem Kampfstil Trollmanns Gefallen gefunden und ist so begeistert, dass ein lautstarker Protest die Kampfrichter dazu zwingt Trollmann den Titel doch zu verleihen. Leider hält dieses Glück nur acht Tage an. Der Boxverband legt ihm „armseliges Verhalten“ zur Last und erkennt ihm unter diesem fadenscheinigen Vorwand den eben erst gewonnen Titel ab.

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Walter Bacher – Talmud-Tora-Schule

Das Grindelviertel entwickelte sich mit dem Anwachsen Hamburgs im 19. Jahrhundert zu einem Zentrum jüdischen Lebens, 1933 lebten dort ca. 25 000 Angehörige jüdischer Gemeinden. Ausdruck hierfür war unter anderem der Bau mehrerer neuer Synagogen, am bekanntesten waren die Neue-Dammtor-Synagoge (1895) und die Bornplatzsynagoge (1906). Daneben entstanden Einrichtungen wie das Deutsch-Israelitische Waiseninstitut am Papendamm und die Talmud-Tora-Schule am Grindelhof. Die meisten Synagogen und Gemeindeeinrichtungen wurden während der Reichspogromnacht im Jahr 1938 zerstört. Die Deportationen nach Osteuropa in die Vernichtungslager begannen 1941/42 von der Moorweide im Grindelviertel, heute bekannt unter dem Namen „Platz der Jüdischen Deportierten“.

Die Talmud-Tora-Schule wurde 1805 gegründet. In den folgenden Jahren stieg die Anzahl der Schülerinnen, so dass ein neues Gebäude von Nöten war, welches 1911 eingeweiht wurde. Am 30. Juni 1942 wurde die Schule geschlossen, von 28 Lehrern überlebten drei die Shoah.

Heute erinnern an diesem Ort 18 Stolpersteine an die ermordeten Lehrer_innen und Angestellten und ein weiterer Stolperstein an die mehr als 300 ermordeten Schülerinnen und Schüler aller jüdischen Schulen in Hamburg.

Hörstolperstein Talmud-Tora Schule

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Naziangriff auf Stolpersteine in Greifswald (!?)

9. November 2012, Greifswald, 74 Jahre nach der „Reichskristallnacht“, Naziüberfall auf Gedenkkultur.

Pünktlich zur Jährung des Beginns der deutschen Judenverfolgung im „Dritten Reich“ wurden in Greifswald alle (!) 11 verlegten Stolpersteine gewaltsam aus dem Boden gerissen und entwendet. Dies ist als klarer Angriff auf das Gedenken an alle Opfer des Nationalsozialismus zu werten. Denkt man an die bekannten personellen deutschen Kontionuitäten nach der Befreiung Deutschlands, das ideologische Überleben des Nationalsozialismus unter anderem in Form von kollektiv begangenen Progromen in den 1990er Jahren, sowie einer mordenden Terrorvereinigung namens „NSU“ erscheint dies klar und deutlich als ein weiterer (neo-)nazistischer Umtrieb. Beachtet man ferner die fehlerhafte Aufarbeitung dieser Problematiken in Behörden, wie auch in der Zivilgesellschaft, erzeugt die Äußerung der Polizei, man könne eine politische Tatmotivation nicht ausschließen, mal wieder ein Gefühl von Scham und Beklemmung. Noch immer werden die vergangenen wie aktuellen Vorgänge nicht klar beim Namen genannt. An dieser Stelle ist es angezeigt von anderer Stelle aus auf diesen feigen und hinterhältigen Angriff aufmerksam zu machen. Die Opfer werden, in Anlehnung an eine Formulierung Adornos, noch um das einzige Betrogen, dass unser Gedenken ihnen geben kann: die Erinnerung.

Info­por­tal für an­ti­fa­schis­ti­sche Kul­tur und Po­li­tik aus Meck­len­burg-Vor­pom­mern

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