Hörstolperstein Josef Reischenböck

Josef Reischenböck

Josef Reischenböck

Josef Peter REISCHENBÖCK, geboren am 23. März 1890 in Salzburg, war zeitlebens ein gläubiger Katholik, österreichischer Patriot und Idealist, der unter dem NS-Regime seinen Weg in den Widerstand fand.

Er war das jüngste Kind des Ehepaares Therese und Josef REISCHENBÖCK, aus ärmlichen Verhältnissen stammend1, und seit 1913 mit Franziska (Fanny) Esser aus Berndorf, der Tochter eines Lehrers, verheiratet, die drei Kinder bekam, Arno, Raimund und Erentrudis. Die Familie wohnte auf dem Areal des Schlosses Hellbrunn, das der Stadtgemeinde Salzburg gehört.

Hörstolperstein Josef Reischenböck

REISCHENBÖCK absolvierte die Lehrerbildungsanstalt, war Pädagoge, Volks- und Bürgerschullehrer, schließlich Direktor der Hauptschule Haydnstraße im Andrä-Viertel und außerdem im Katholischen Lehrerverein führend tätig. Unter der österreichischen Diktatur von 1933 bis 1938 war er als Beamter Mitglied und Dienststellenleiter der »Vaterländischen Front«, jener unter dem Kanzler Engelbert Dollfuß nach faschistischem Vorbild gegründeten Einheitspartei mit dem Kruckenkreuz als Symbol.

Im März 1938, nach der nationalsozialistischen Machtergreifung in Österreich, wurde REISCHENBÖCK als Direktor abgesetzt. Er blieb jedoch Hauptschullehrer, wurde Mitglied des NS-Lehrerbundes, was verpflichtend war, und behielt seine Kontakte zu Bekannten aufrecht, die als Gegner des NS-Regimes galten. Gewiss ist außerdem, dass der gläubige Katholik REISCHENBÖCK sich im Frühjahr 1941 von Anton Schubert für die illegale Kommunistische Partei Österreichs (KPÖ) anwerben ließ, allerdings erst, als ihm Schubert, der selbst Lehrer und Katholik war, beteuerte, dass die KPÖ, die den Kampf gegen den Nationalsozialismus gewinnen würde, Glaubensfreiheit garantiere. REISCHENBÖCK zahlte fortan Mitgliedsbeiträge an Schubert und schrieb einige Abhandlungen wie »An Dich, Österreicher in der deutschen Wehrmacht« und »Der gläubige Katholik und die Kommunisten«, die er dem kommunistischen Schlüsselfunktionär Anton Schubert aushändigte, mit dem er allein in Verbindung stand.2

Josef Reischenböck Stolperstein

Josef Reischenböck Stolperstein/Fürstenweg 35

Josef REISCHENBÖCK wurde am 14. März 1942 in seiner Schule verhaftet, am 30. Oktober 1942 vom »Volksgerichtshof« wegen »Vorbereitung zum Hochverrat« zum Tode verurteilt. Das von seiner Familie eingereichte Gnadengesuch blieb unbeantwortet. Am 7. Mai 1943 schrieb er an seine Frau und an jedes seiner drei Kinder einen Abschiedsbrief. Um 18 Uhr dieses Tages wurde REISCHENBÖCK 53-jährig in München-Stadelheim hingerichtet.

Der Vorschlag des antifaschistischen Personenkomitees im Jahr 1988, nach Josef REISCHENBÖCK in Salzburg einen öffentlichen Verkehrsweg zu benennen, geriet in Vergessenheit. Auf Initiative des Christlichen Landeslehrervereins und der ÖVP-Kameradschaft politisch Verfolgter wurde im Jahr 1999 an der Fassade der Hauptschule St. Andrä eine Tafel zum Gedenken an Josef REISCHENBÖCK angebracht.

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1 Sein Vater Josef Reischenböck war ein Bauernsohn aus Schärding am Inn, der in Salzburg als Hausknecht und Kutscher arbeitete. Die Familie war in Salzburg nach altösterreichischem Recht heimatberechtigt.
2 Der KPÖ-Funktionär Anton Schubert wurde am 22. Juli 1943 in München-Stadelheim hingerichtet (siehe Standort Stadlhofstraße 8).

Quellen: Stadt- und Landesarchiv Salzburg, Widerstand und Verfolgung in Salzburg, Band 1, S. 332f., 344ff.
Recherche: Gert Kerschbaumer
Gestaltung & Produktion: Georg Wimmer

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Hörstolperstein für Familie Gattermeyer aus Leipzig

Stolpersteine für die Familie Gattermeyer in der Ehrensteinstraße 32 in Leipzig

„Traudel war ein lebhaftes, gescheites und lebenslustiges Mädchen. Sie lachte immer gern. Sie war hübsch und hatte schwarze Zöpfe.“ So beschreibt der damals etwa gleichaltrige Bernhard Veit die damals etwa vierzehnjährige Getraud Gattermeyer. Und wirklich: auf dem vor mir liegenden Foto ist sie neben ihrem Vater zu sehen, sie lächelt in die Kamera. Getraud, auch Traudel genannt, war die Tochter von Lilli Gattermeyer, geb. Meyer, und Hermann Gattermeyer. Für ihn war es bereits die zweite Ehe die er 1926 mit Lilli in München schließt. Weiterlesen

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Habseligkeiten verlieren. Grenzen überschreiten.

Ein Schicksal, das auch den jungen Mann George Wozasek ereilte. Dennoch hatte er, wie er selbst erzählte, Glück. Eine Odyssee von Amstetten nach Wien, Paris und New York führte ihn schließlich nach Linz, wo er ab 1951 lebte und arbeitete. Heute ist Wozasek Präsident der kleinen aber lebendigen isrealitischen Kultusgemeinde Linz.

Dr. Birgit Kirchmayr, die im Moment das Buch mit dem Titel „George Wozasek. Eine biografische Spurensuche“ verfasst, wird dieses im Herbst im Wagner Verlag publizieren. Im Beitrag erzählt sie über seine Flucht aus Österreich.

Hoerstolperstein_George_Wozasek

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Unfreiwillig im Exil: Anna und Edith Wilensky

Ein kulturelles Leben vor der Zeit des Nationalsozialismus in Linz? Schwer zu sagen. Und es gab es doch. Die Wilensky’s waren eine solche Künstlerfamilie. Der Vater, seines Zeichens Operntenor am Linzer Landestheater, Julian Wilensky und die Mutter Anna Wilensky arbeitete vor dem Krieg als Journalistin. Deren Tochter Edith war dem modernen Ausdruckstanz verschrieben und leitete bald eine eigene Tanzschule.

In jungen Jahren – das hat die historische Forschung belegt – entdeckte der junge Adolf Hitler eben am Linzer Landestheater seine Leidenschaft für Wagner Opern. Der Interpret war ausgerechnet der polnische Jud‘ (O-Ton: Anna Wilsenky) Julius Wilensky.

Die Absurdität bleibt. Die Geschichte der Familie nimmt während des Krieges eine dramatische Wendung.

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Sprecherin: Dr. Birgit Kirchmayr/Johannes Kepler Universität Linz.

 

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Gisela Tschofenig, eine Freiheitskämpferin in Linz

Gisela Tschofenig. An sie erinnert heute noch eine kleine versteckte Strasse in Linz. Dass es zu diesem Denkmal kam, ist Margit Kain zu verdanken, die sich bei den politisch Verantwortlichen der Nachkriegszeit dafür einsetzte. Margit Kain ist es auch, die sich an Gisela Tschofenig erinnert, als eine mutige Frau, die von den Nazis kurz vor Kriegsende schließlich ermordet wurde. Es sollten keine Zeugen bleiben.

Und wir, wir erinnern uns doch.

Hoerstolpersteine_Gisela_Tschofenig

 

Sprecherin: Margit Kain

 

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Am Todesmarsch kennengelernt

Nachdem die beiden Sinti Rosa Winter und Arthur Schneeberger das Konzentrationslager überlebt haben, lernten sie einander auf dem Todesmarsch kennen. Schließlich bauten sie sich in Linz, Hafenstrasse 1a ein neues Leben auf. Dass sich die Moral nach dem Krieg nicht plötzlich änderte, zeigen nicht nur Polizeivermerke, auch das Handeln von Behörden macht das Unglaubliche offensichtlich. Die Sinti wurden weiterhin diskriminiert und kriminalisiert. Gitta Martl spricht über die Biographie ihrer Eltern und das Leben nach 1945 in Linz.

 

Stolpersteine_Gitta_Martl_Biographie_der_Eltern

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Franz Schinnerl – Salzburg

Franz Schinnerl Stolperstein

Franz Schinnerl Stolperstein/Julius-Raab-Platz 2

Franz SCHINNERL, geboren am 14. September 1910 in Salzburg, war katholisch,
ledig und Hotelangestellter. Er arbeitete und wohnte im Parkhotel Nelböck,
Weiserstraße 2 (Julius Raab-Platz).1

Franz SCHINNERL wurde am 15. Oktober 1941 vermutlich aufgrund einer
Denunziation verhaftet und am 16. Jänner 1942 wegen Homosexualität zu einem
Jahr schwerem Kerker verurteilt, wie aus dem Register des Landesgerichts
Salzburg hervorgeht.2

Hörstolperstein Franz Schinnerl

Franz SCHINNERL wurde nach Verbüßung seiner Strafe in das KZ Dachau
deportiert und dort am 23. November 1942 als PSV-Häftling Nr. 40339
registriert (Haftkategorie PSV = „Polizeiliche Sicherungsverwahrung“ mit
grünem Winkel).

Als das KZ Dachau am 29. April 1945 durch US-Truppen befreit wurde,
herrschten dort katastrophale Zustände. Wegen der grassierenden Epidemien,
Fleckfieber und Typhus, stand das gesamte Lagergelände wochenlang unter
Quarantäne. Es starben noch täglich 100 bis 300 befreite Häftlinge, am 9.
Mai 1945 der 34-jährige Franz SCHINNERL aus Salzburg.

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1 Weiserstraße 2 wurde im Jahr 1973 in Julius Raab-Platz 2 umbenannt, am Ort
des demolierten Parkhotels befindet sich das Wirtschaftsförderungsinstitut
(WIFI) der Wirtschaftskammer Salzburg.

2 Unter dem NS-Regime liefen im Landesgericht Salzburg gegen 338 Personen,
darunter sechs Frauen, Verfahren nach § 129 I b – „Unzucht wider die Natur
mit Personen desselben Geschlechts“ – des nach wie vor gültigen
österreichischen Strafgesetzes. Die betreffenden Gerichtsakten wurden
mittlerweile vernichtet.

Quellen: Stadt- und Landesarchiv Salzburg, Information der KZ-Gedenkstätte Dachau vom 28. Juni und 3. November 2011
Recherche: Gert Kerschbaumer
Gestaltung & Produktion: Georg Wimmer

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Hörstolperstein Chinesenviertel Hamburg


Chong Tin Lam gründete 1926 in der Heinestraße, heute Hamburger Berg heißend, die Gaststätte „Hong- Kong- Bar“ und betrieb diese bis zu seinem Tode im Jahre 1983. Noch heute ist sie ein letztes Relikt aus der damaligen Zeit des Chinesenviertels

Hamburg- St. Pauli. Eine weltberühmte Ausgehmeile aber auch seit langem Wohnort von Menschen unterschiedlichster Herkunft und Sozialisation. Hierzu gehört auch die Schmuckstrasse, eine kleine auf den ersten Blick unscheinbare und unbedeutende Straße. Ein Ort, welcher sich während der Naziherrschaft stark ändern sollte und heute nicht mehr an das damalige „Chinesenviertel“ und deren Bewohner_innen erinnert.

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Hörstolperstein Hedwig Klein

Deutschland hatte Sie hinter sich gelassen. 1939 befindet sich

Platz der Jüdischen Deportation – direkt neben der Universität Hamburg

Hedwig Klein an Bord eines Schiffes, dass Sie über ihre Geburtsstadt Antwerpen nach Bombay bringen soll. Doch das Schiff kehrt um und bringt sie zurück nach Deutschland. 1942 wird sie von Hamburg direkt nach Auschwitz deportiert. hoerstolperstein_hedwig_klein

 

 

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Leo Katzenberger – Nürnberg

Einen selbst für die menschenfeindliche NS-Justiz bemerkenswerten und besonders harten Fall von Justizwillkür stellt die Verurteilung des jüdischen Geschäftsmannes Leo Katzenberger dar. Er wurde nach einer Denunziation des „Verstoßes gegen das Blutschutzgesetz“ angeklagt und später vom Sondergerichtshof Nürnberg wegen „Verstoßes gegen die Volksschädlingsverordnung“ zum Tode verurteilt. Grund war die fürsorgliche Freundschaft zur Tochter einer befreundeten nicht-jüdischen Familie. Leo Katzenberger wurde am 3. Juni 1942 in München hingerichtet.

Ein Beitrag von Tobias Lindemann (Radio Z).

Hörstolperstein Leo Katzenberger

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